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Baumkonzept

Antrag nach § 3 der GeschO für die nächste Ratssitzung und die Ausschüsse der Stadt
– Baumkonzept –

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Uwe Leuchtenberg,
sehr geehrte Damen und Herren,

die UWT 2020 beantragt, wie schon im Haushaltsentwurf besprochen,

  1. Die Beauftragung/Erstellung eines Konzeptes zur:
    • Erhaltung
    • Fortbestand
    • Erneuerung

    des vorhandenen Baumbestandes in der Stadt unter Beteiligung, der städtischen Ämter

    • Stadtplanung
    • Straßenamt
    • Umweltabteilung
    • Liegenschaftsamt
    • Vermessungsamt

    sowie die Versorgungsträger

    • NEW
    • Deutsche Telekom AG

    unter Federführung eines zu beauftragenden Landschaftsarchitekturbüros.
    Hierfür ist ein Arbeitskreis einzuberufen, welcher den genauen Arbeitsauftrag formuliert.

  2. Vorab beantragen wir, zu beschließen:
    Die Verwaltung wird beauftragt, ein bis zur Fertigstellung des Baumkonzeptes geltendes Bewässerungskonzept für die städtischen Bäume zu erarbeiten und kurzfristig vorzulegen.
  3. Begründung:
    Wer in diesen Tagen mit offenen Augen durch die Stadt geht, kann, auch ohne Kenner*In zu sein, erkennen, dass und wie schlecht es den städtischen Bäumen geht.

    1. Ist-Zustand
      Viele große, alte Bäume sind bereits vertrocknet, das Laub ist braun und sie können nur noch gefällt werden. Bei Anderen kräuseln sich die Blätter ersichtlich, sie sind von Schädlingen befallen. Manche stehen schon völlig kahl nur noch in der Gegend herum. Und selbst die, die mit dem bloßen Auge noch gesund wirken, werden von Fachleuten schon kritisch beäugt und als zum Sterben verurteilt angesehen.
    2. Exogene Gründe
      Hauptursache für den schlechten Zustand der Bäume sind die langen Dürrezeiten der letzten beiden Jahre. Auch in diesem Sommer scheint sich Hitze und Regenarmut weiter abzuzeichnen. Die Bürger*Innen fangen bereits an zu rätseln, wie sie sich bei der Wasserversorgung der Bäume einbringen könnten. Hier und da gibt es zaghafte Versuche von Verwaltung und Politik dem ökologischen „Abwärts“ Einhalt zu gebieten.
    3. Ausblick
      Es dürfte allgemein bekannt sein, dass sich n den nächsten Jahren die Situation nicht verbessern, sondern eher verschlechtern wird. Ursache ist der Klimawandel, ein Wort, das kaum noch jemand hören möchte.
      Tatsache ist aber, dass die Bäume aufgrund der schlechten Wasserversorgung anfälliger für Schädlinge werden, bruchgefährdet sind, bei Stürmen nicht nur die angeschlagenen Bäume, sondern auch vitale Bäume aufgrund der Stärke der Sturmböen teilweise zerstört werden.
      Der Schädlingsbefall ist gravierend. Schädlinge, die Rinden und Blätter befallen und für einen trostlosen Anblick eines Baumes sorgen, sind noch die harmloseren Varianten. Invasive Neobiota, deren Herkunft und Verbreitung wenig erforscht sind, treiben ebenfalls schon ihr Unwesen und darüber hinaus gibt es dann auch noch die Schädlinge, die für Menschen schädlich sind (Eichenprozessionsspinner) und bewirken, dass man, so sie die Straßenbäume befallen, ganze Straßen für temporär unpassierbar erklären werden muss.
    4. Finanzielle Auswirkungen
      Die Folgekosten dieser Entwicklung, die unaufhaltsam ist, sind groß und unvermeidbar. Abgestorbene Bäume müssen gefällt, von Schädlingen befallene Bäume müssen massiv beschnitten werden, um zu versuchen, die Bäume als solche zu erhalten. Den ganzen Sommer über müssen Bäume bewässert, im Herbst verloren gegangene Bäume ersetzt werden. Und um dem Klimawandel wirklich und nachhaltig entgegenzuwirken, müssten eigentlich in großer Anzahl neue Bäume zusätzlich gepflanzt werden.
      Die Kosten für diese Maßnahmen werden in den nächsten Jahren ins Unermessliche steigen. Sie treffen den kommunalen Haushalt zu einem Zeitpunkt, in dem ohnehin schon jeder Euro umgedreht werden muss.
      Fakt ist aber, dass zum jetzigen Zeitpunkt niemand einen wirklichen Überblick über die aktuelle Situation, die zukünftige Entwicklung und die erforderlichen Maßnahmen, die entgegenwirken könnten, hat.
    5. Endogene Gründe
      Wir können aber auch unter keinen Umständen einfach weiterhin tatenlos zusehen. Die Bäume in der Stadt sind ein wichtiges Element urbaner Lebensqualität und haben „Wohlfahrtswirkungen“, die in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich der Stadtplanung das Kriterium schlechthin waren, um Bäume zu pflanzen. Eine, unsere Stadt ohne Bäume ist undenkbar. Sie bieten Verdunstungskühlung, Schattenwurf, Schadstofffilterung und bilden als grüne Infrastruktur Lebensqualität, ein mehr an Gesundheit und verbesserte Lebensbedingungen für die Menschen.
      Mittlerweile setzt sich aber auch immer mehr die Erkenntnis durch, dass Bäume für das Aufhalten des Klimawandels, für die Reduktion der Treibhausgasimmissionen elementare Bedeutung haben. Es geht also nicht nur darum, das Sterben der vorhandenen Bäume aufzuhalten, sondern darüber hinaus in extenso die Pflanzung neuer Bäume zu planen und umzusetzen.
    6. Neophyten als Strategie
      Dabei müssen Anpassungsstrategien entwickelt werden. Wenn früher darauf geachtet wurde, heimische Bäume zu pflanzen, besteht in der Wissenschaft mittlerweile völlige Einigkeit dahingehend, dass sich diese Grundsatzfrage zukünftig nicht mehr stellen wird. Zukünftig zu pflanzende Bäume werden nicht mehr heimische Baumarten sein, sondern es werden im Vordergrund der Pflanzung Bäume stehen, die bestimmte Funktionen erfüllen: Die Speicherung von Kohlenstoff, um diesen der Atmosphäre zu entziehen und die Fähigkeit einen gewissen Beitrag zur Reduzierung der Feinstaubbelastung zu leisten. Das kann zum Einen durch die Blattoberfläche erfolgen, die Feinstaub mehr oder weniger binden kann oder aber durch bestimmte Vegetationsstrukturen, durch welche Windgeschwindigkeiten reduziert und damit das Absinken der Feinstaubpartikel auf dem Boden ermöglicht wird. Es wird um Standort Gerechtigkeit für Bäume gehen und um Vielfalt. Dabei handelt es sich um neue Baumarten, teilweise um solche aus anderen Kontinenten, die an die veränderten Bedingungen besser angepasst sind, als die bisher verwendeten. Stichwort: Mesquitebaum.
  4. Fazit
    All dies sind neue Fragen und Themen, mit denen sich alle kommunale Entscheidungsträger mehr beschäftigen und in denen sie sich fortbilden müssen. Wir können nicht weiter zusehen, wie sang und klanglos Bäume einfach weiter sterben, ohne dass die Stadt ein Zukunftskonzept für den Erhalt und für die neue Pflanzung klimaresistenter Bäume hat.
    Es muss einen Konsens geben auf der Ebene der Politik und der Verwaltung, dass der Erhalt der Bäume, der Erhalt des grünen Bildes der Stadt und seine Verbesserung für alle oberste Priorität erhält.
    Wir müssen in Erfahrung bringen – und zwar sehr kurzfristig –

    • wie der aktuelle Zustand der vorhandenen Bäume ist,
    • wie der vorhandene Bestand möglichst erhalten werden kann
    • und welche Maßnahmen dazu erforderlich sind,
    • wie sinnvollerweise die Baumbepflanzung ausgeweitet werden kann, um für Kühle in der Stadt, und eine größere Verträglichkeit der Hitzeperioden für die Bürgerinnen und die Bürger gesorgt werden kann,
    • durch welche Baumarten vorhandenen Bäume, die gestorben sind, ersetzt werden können
    • welche klimatischen Verbesserungen welche neu zu pflanzenden Baumarten bewirken
    • und welche Kosten und Folgekosten in den nächsten Jahren auf die Stadt zukommen werden, wenn der eine oder andere Weg beschritten wird.

    Darüber hinaus müssen auch die Bürger*Innen auf diesem Weg mitgenommen werden.
    Es wird so sein, dass wir in Zukunft einen erhöhten technischen und finanziellen Aufwand betreiben müssen, damit Bäume in der Stadt optimale Standortbedingungen vorfinden, gesund wachsen und ihre Wohlfahrtswirkungen auch tatsächlich leisten können. Hierüber müssen die Menschen in der Stadt vorab informiert werden, diese müssen verstehen, aus welchem Grund bestimmte Maßnahmen getroffen werden, wie zukünftig die Stadt aussehen wird und welche finanziellen Anstrengungen erforderlich sind, um in verantwortlicher und nachhaltiger Form weiterhin für ein lebenswertes Umfeld Sorge zu tragen.

    Unbedingt wäre im Verlauf des Entscheidungsprozesses eine Bürger*Innenbeteiligung zu begrüßen und wünschenswert. Dabei geht es nicht um die Frage, ob einzelne Bürger*Innen Verantwortung für einen einzelnen Baum übernehmen, indem sie diesen in den Sommermonaten wässern. Dies ist nicht Aufgabe der Bürgerinnen und Bürger und kann nur eine vorübergehende Maßnahme sein. Den Bürgerinnen und Bürgern liegen die Bäume am Herzen. All denjenigen, die sich engagieren möchten, sollte Gelegenheit zu einer Mitarbeit an einem Baumkonzept gegeben werden. Dies könnte in unterschiedlichen Bereichen, Arbeitsgruppen, Teams oder zuarbeitenden Gruppen erfolgen. Dieses Teilhabeangebot sollte aufjeden Fall gemacht werden.

    Da die Erarbeitung eines solchen Baumkonzeptes einige Zeit erfordert (auf keinen Fall sollte hier zu viel Zeit vergehen), muss parallel hierzu und kurzfristig ein Bewässerungskonzept für die Bäume erarbeitet werden. Es kann nicht der Einzelentscheidung der Mitarbeiter des Bauhofes überlassen werden, welche Bäume gewässert werden und welche nicht.

    Es muss auch kalkuliert werden, ob die vorhandenen mobilen Wassertanks ausreichen, um die Bewässerung der Bäume und übrigen Grünanlagen zu bewerkstelligen, auch ob das vorhandene Personal ausreichend ist.

    Wenn Tönisvorst eine Stadt mit vielen Bäumen bleiben will, muss sie Wege finden, den vorhandenen Baumbestand zu retten, auch wenn es über die nächsten Wochen und Monate und auch im nächsten Sommer nicht regnen wird. Der Antrag nach einem angepassten Bewässerungskonzeptes ist vorübergehend dringend erforderlich.

    Die Stadtverwaltung muss kurzfristig ein Bewässerungskonzept erstellen, das verhindert, dass Bäume nicht mehr wie im Vorjahr ungenügend mit Wasser versorgt werden. Im Bedarfsfall müssen technische Lösungen, wie eine gezielte und planvolle externe Bewässerung, geprüft und entschieden werden. Es müssen Wege gefunden werden, den Baumbestand zu retten, bis ein Gesamtbaumkonzept erstellt ist.

    Die Bäume in der Innenstadt sorgen dafür, dass die Stadt in den zukünftigen Sommern nicht zum Brutkasten wird. Ein Bewässerungskonzept ist nur der Anfang. Das Baumkonzept ist dringend erforderlich.

Mit freundlichen Grüßen

Silvia Beltau
Fraktionsgeschäftsführerin

Download Antrag 07.09.2021 Baumkonzept